Dienstag, 29. Juli 2008

Dienstag, 22. Juli bis Mittwoch, 30. Juli -DOSWIDANJA RUSSIA !

Waehrend Baba sich von den Unfallfolgen zwar langsam, aber insgesamt doch erfreulich schnell erholt, organisiert Hombre bereits den Weitertransport der Kisten mit Vladivostok Air ueber Kamtschatka nach Anchorage. So hatten wir uns das zumindest gedacht, und genauso war es uns auch von Vladivostok Air versprochen worden - telefonisch, theoretisch.




Was diese "Airline" am Ende aber abgliefert hat, hat selbst unseren an einiges gewoehnten russischen Bikern die Sprache verschlagen. Nachdem Hombre unsere Bikes mit viel Muehe alleine in 2 Holzkisten verpackt hatte, konnte und wollte uns niemand den Preis fuer den Transport nennen- und wenn,dann eben nur bis Kamtschatka- von dort wuerden wir schon erfahren, wie es weitergeht mit uns, den Kisten und dem Zoll.



Die anfangs vereinbarten Preise stiegen nach jedem Anruf oder Nachfrage zwischen 500 und 1000 Euro in die Hoehe. Hatten wir anfangs noch einige dieser Preiserhoehungen notgedrungen akzeptiert, so ist uns dann zum guten Ende irgendwann doch derKragen geplatzt.



Mit 100 000 Rubel fuer den Transport der Kisten in der Tasche fahren uns Julya ( einer unserer Vladivostok-ANgel) und Katja zum Flughafen, wo wir die endgueltigen Frchtpapiere klarmachen wollen. Informationen ueber Verzollung und die in den USA bei der Einfuhr erforderliche Desinfektion der Holzkisten sollen noch geklaert werden.



Als wir im reichlich unaufgeraeumten Buero des Cargodisponenten der Vladivostok Air eintreffen, kann er uns zwar weiter weder etwas ueber die Verzollung in Kamtaschatka noch ueber die Desinfekton der Holzkisten sagen - dafuer will er aber nocheinmal uber 1000 Euro mehr als er telefonisch am Nachmiitag zuvor berechnet hatte.



Uns langt es endgueltig - wir sollen das Risiko tragen, entweder vom russischen Zoll in Kamtschatka gegroundet zu werden, oder wegen nicht vorhandener Holzdesinfektion vom amerikanischen Zoll zurueckgeschickt zu werden! Und fuer die laecherlichen Kisten selbst werden ueber 1000 Euro in Rechnung gestellt !!!! Alles Intervenieren unserer Begleiter hilft nichts - wir muessen zahlen, um unsere Bikes wieder aus den Faengen dieser Chaosairline zu befreien. Ein letzter Blick in den Lagerraum dieser Fluggesellschaft zeigt uns, wie richtig die Entscheidung war - hier chaotisch durcheinadergewuerfelte und total durchnaesste Frachtgueter - UPS und DHL nebenan lassen gruessen und zeigen, wie Profis mit Fracht umgehen .



Keine Fracht mit Vladivostok Air - auch wenn der zwischenmenschliche Kontakt stets nett und freundlich war - so einfach ist das - leider !



Die naechsten Tage bringen dafuer durchweg erfreuliches !



Wir feiern Babas "Geburtstag" in vielen kleinen Festen in Friedrichs Wohnung, gehen mit unserer kompletten Helfertruppe zum Dankeschoenabendessen aus , besuchen dazwischen chinesische Maerkte und lernen jeden Tag neue, liebevolle und herzliche Russen kennen.



Babas Kopf- und Nackenschmerzen werden taeglich besser, der Regen weicht langsamem Sonnenschein bis zur brutalen, feucht-schwuelen Hitze des Vladivostok-Sommers.



Dank Julyas unendlicher Geduld und Hilfe finden wir endlich in unserem Suekorea-Engel Wendy Choi eine unglaublich liebe, fuersorgliche und professionelle Helferin fuer unseren Weitertransport ueber Suedkorea nach Alaska.



Viele emails und Telefonate spaeter haben wir zwei Karten fuer die Faehre nach Slavianka.


Am Sonntagmorgen feiern wir bis 3 Uhr morgens unseren Abschied - aber wer glaubt, wir waeren dann alleine morgens an der Fahre gestanden, kennt unsere russischen Biker nicht.

Nicht nur, dass wir mittlerweile mit Bildern und Berichten in den russischen Bikerforen zu finden sind ( http://sinus.vl.ru/forum/showthread.php?t=14497 )

Alle waren da an ihrem freien Tag, um uns morgens um 8 Uhr zu verabschieden - diese Menschen sind einfach nur wundervoll und wir blicken mit grossem Wehmut zurueck, als sich das Tor der Faehre schliesst und wir Vladivostok hinter uns laassen muessen - am liebsten wuerden wir einfach wieder rumdrehen und mit unseren Bikern zusammmen zurueck nach Deutschland fahren.


Leaving Russia


Aber unser Blick muss sich schnell wieder nach vorne richten - vieles liegt vor uns und ist zu klaeren.



Problemlos erreichen wir nach 5 Stunden Slavianka. Von dort geht es ca. 50 km weiter an die russische Grenze nach Zarubino und anschliessend mit der Faehre 14 h nach Sokcho in Suedkorea . Zoll und Verschiffung in Zarubino und Sokcho verlaufen weitgehend problemlos.




Zarubino Ferry




Bikerfruestueck auf der Faehre


Wir verladen die Bikes auf einen kleinen Transporter, den Wendy fuer uns organisiert hat. Da Deutschland aus irgendeinem Grund vor ewigen Zeiten eine Wiener Konvention nicht gegengezeichnet hat, duerfen wir in Suedkorea mit dem eigenen Fahrzeug nicht fahren, so dass wir um Mitternacht mit unserem Fahrer zur Packing Company in Seouls aufbrechen.


Sokcho Transport


Dort werden unsere Bikes in professionelle, desinfizierte Holzkisten verpackt, nachdem wir sie zuvor auf das kleinstmoegliche Mass zusammengeschraubt haben.




Packing Company Seoul


Die Transportkosten im Flieger sind erheblich und berechnen sich nach dem sogenannten "Dimensional Weight" - kurzgefasst heisst das erstmal, je groesser, desto teurer.



Wendy organisiert alles sehr professionell und kombiniert das mit einer unglaublich netten und zugewandten Hilfsbereitschaft. Jederzeit haben wir das Gefuehl, dass alles klappen wird und wir auch hier bereits wieder in guten Haenden sind.


THANK YOU WENDY CHOI !!!

For all you did for us !


Seoul selbst ist mit ueber 20 Millionen Einwohnern nach Tokyo die zweitgrosste Metropolregion der Welt - leider haben wir nicht die Musse, uns intensiver in die Stadt und Suedkorea selbst zu vertiefen. Zu vieles ist zu organisieren - aber schon unsee kurzen 3 Tage hier hinterlassen einige spannende Eindruecke - und Asien mit dem Motorrad ist ja auch noch ein schoenes Ziel !




Seoul Impressions


Heute Abend werden wir, wenn alles klappt mit der Korean Air erst nach Vancouver/ Canada und von dort mit der Alaska Air nach Anchorage fliegen - Ankunft dort gegen 21.30 Ortszeit.


Am naechsten Tag steht dann der Service fuer unsere Bikes an - Babas Kettenrad hat KEINE Zaehne mehr ,und Hombres Ritzel ist auch reif fuer eine Zahnprothese.


Allen unseren lieben Helfern und Freunden zuhause an dieser Stelle nocheinmalein superherzliches Dankeschoen fuer Eure fantastische Unterstuetzung - ohne die wir nicht hier waeren und ohne die es den Ride-of-Change-2008 so nicht geben koennnte.


Hombre und BABA

aus Seoul / Suedkorea

Montag, 21. Juli 2008

Mittwoch, 16. Juli - Montag 21. Juli VLADIVOSTOK - Face the ocean - mit dem Kopf durch die Wand !



Wir werden es niemanden verdenken, wenn er die folgenden Zeilen ins Reich der Bikerannekdoten abtut und sagt :"So etwas gibt es nicht !"

Vielleicht haetten wir selbst nicht geglaubt, was passiert ist. Wenn wir (und vor allem Baba ) es nicht am eigenen Leib erlebt haetten.

Die Strecke nach Vladivostok zieht sich - huegelig und bei schoenem Wetter sicher nicht ohne Reiz, zehren Regen und der zunehmend boeige Wind sehr an unseren Nerven.

Aber wir freuen uns - auf Vladivostok, DAS Ziel am Pazifik , das Tor zum Osten.

Bewusst haben wir nicht jedes Ortsschild unterwegs fotografiert- aber dieses Schild haben wir mit einem wunderschoenen Entwurf im Kopf und wir werden dieses Bild machen - egal , wie es schuettet. Unsere anfangs der Tour noch sehr regendichten Kombis von Polo haben laengst den Kampf gegen die Wasser - und Schlammeinschlaege aufgegeben. Einzig unsere Held-Jacken und Hosen halten uns dank der einzipbaren Membranen trocken und warm. Gore-Tex-Handschuhe und Socken tun den Rest zuverlaessig und sind ein Muss fuer diese Breiten. Wir funken uns die eine oder andere Aufmunterung unter den Helm und irgendwann gegen halb neun abends sehen wir durch die verregneten Visiere ein Schild : VLADIVOSTOK 10 KM

Die letzten Kraefte werden frei, Regen und Sturm werden zur Nebensache, als die Natur gnadenlos zuschlaegt. Es gibt Dinge im Leben, die sind nicht planbar, nicht kalkulierbar, und auch im Nachhinein nicht vermeidbar - der hier schreibt ist einfach froh und dankbar, trotzdem noch am Leben zu sein.

Alles was ich ( Baba) jetzt hier schreibe(n darf ) , entstammt den Erzaehlungen von Hombre und meiner unendlich fantastischen Helfer Paulina und Ruslan, Friedrich, Julya und etlicher anderer russischer Bikerengel - und es ist wahr !

Ich selbst weiss von den folgenden 2-3 Tagen nichts mehr !

Es passiert nicht mal mehr 1 km vor dem Ortsschild von Vladivostok .

Hombre faehrt mit ausreichendem Abstand kurz hinter mir, als er von der rechten Strassenseite schemenhaft einen 20 cm dicken Baumstamm auf die Strasse in meine Richtung stuerzen sieht.
Den Zerstoerungen an meinem Helm und der linken Schulter meiner Jacke folgend trifft mich der Stamm bei ca 80 km/h am Schaedel, und es ist einzig mein Held-Helm, der mir das nackte Leben rettet. Mein Bike stuerzt ungebremst nach links, stellt sich quer und überschlägt sich auf die stark befahrene Gegenfahrbahn.

Rechter Koffer, Koffertraeger, Lenkerendgewichte und Griffheizung werden fast komplett zerlegt . Ich selbst werde durch den Einschlag des Baumes bewusstlos nach hinten weggeschleudert.

Hombre weicht dem Baum aus und startet die medizinische Erstversorgung bei mir - was fuer ein Horror muss es fuer ihn gewesen sein, seinen ueber fast 5 Minuten bewusstlosen besten Freund am Strassenrand liegen zu haben.

Ihm zu Hilfe eilen die ersten Autofahrer, die auf der Gegenseite vor mir gebremst haben :
Ruslan und Paulina - 2 russische Biker, die mich zusammen mit Hombre in ihrem Auto versorgen und mir die nassen Klamotten ausziehen, waehrend Hombre sich um die Medizin kuemmert. Nach 30 Minuten erscheint ein Rettungswagen , der mich anschliessend in die Neurochirurgie des Stadtkrankenhauses in Vladivostok einliefert - meine Erinnerung an Gesichter und Tatsachen beginnt schemenhaft ca anderthalb Tage spaeter wieder.

Noch waehrend ich abtransportiert werde, starten diese wunderbaren russischen Menschen ein Hilfsnetzwerk ueber sms, informieren in kuerzester Zeit ueber 150 Biker von meinem Unfall und kuemmern sich mit Hombre um mein Bike und mich.

Russian Samurai, Prodrochki Bikers und Iron Tigers stellen mein Bike in Ihrem Clubgelaende unter , quartieren Volker bei Andrej Nickname"Friedrich" in der Wohnung ein, und schon am naechsten Morgen beginnen die Jungs eine dermassen geniale Reparaturaktion inclusive Schweissen meines rechten Alukoffers und tausend anderer Arbeiten, dass die Boxengasse der Formel 1 hier noch jeden Tag etwas lernen kann.
Und Ihr Krankenbesuch am naechsten Tag laesst mich vor Ruehrung kaum noch Worte finden.

Wahrend ich diese Zeit mit anfangs rasenden Kopfschmerzen in einem 6-Bett-Zimmer des Stadtkrankenhauses in der Neurochirurgie verbringe, laeuft Hombre auf allen Kanaelen auf Hochtouren.

Er repariert, organisiert, kuemmert sich um mich und beginnt sich um den Weitertransport der Bikes zu kuemmern, als absehbar ist, dass es mir wieder besser gehen wird.
Schaedel- und Halswirbelsaeulen-CT bleiben zusammen mit den Nativaufnahmen von Schaedel und Achsenskelett gottseidank ohne Nachweis von Frakturen oder Blutungen, so dass ich nach 3 Tagen, mit deutlicher Hilfe durch das Krankenhausessen, entscheide mich zu entlassen.

Ohne Zoegern werden wir in Friedrichs Wohnung untergebracht - er laesst es sich nicht nehmen, dass wir in seinem Bett schlafen muessen, waehrend er auf die Couch umzieht.

Die ersten 2 Tage ueberstehe ich nur mit heftigsten Kopschmerzen und jeder Menge Schmerzmitteln. Mein Kopf fuehlt sich an, als ob Bugs Bunny dem Koyoten wieder mal so richtig eine mit der Keule verpasst haette.

Während ich ernsthaft uber den Sinn meiner Greenpeace-Mitgliedschaft nachdenke, hat das Wort Schlagbaum fuer mich eine ganz neue Bedeutung bekommen ;-)

Was die Truppe um uns herum in den folgenden Tagen fuer uns organisiert, ist einfach von einer anderen Welt - vielleicht kennt der eine oder andere wirklich altgediente Biker in Deutschland oder der Welt so etwas noch - aber wir stehen vor einem taeglichen Wunder aus liebevoller Unterstuetzung, Hilfe, grenzenloser Geduld und selbstverstaendlicher Bereitschaft, einem Fremden und Unbekannten alles zu geben.

Wahrscheinlich ist es genau das, was Islam, Christentum, Buddhismus, Judentum, Taoismus,Hinduismus und viele andere Weltreligionen in ihrem tiefsten und innersten Kern gemeint haben:"Liebe Deinen naechsten wie Dich selbst."

Jobs werden tagelang aufgeschoben, selbstaendige Bauunternehemr fahren den ganzen Tag mit uns durch den chaotischen Verkehr Vladivostoks, um den Transport unserer Bikes und von uns selbst mit uns gemeinsam zu organisieren. Zwischendrin werden wir bekocht, zur Stadtrundfahrt gebeten, Samstag ist Hombre Gast auf einem Bikerfestival und nach und nach beginnen alle unsere Probleme sich zu loesen.

Seit wir Sibirien und den Fernen Osten betreten haben fahren wir wie unter einem riesigen Bikerschutzschild - wir sind uns sicher, dass wir an keiner Stelle dieses fantastischen Landes laenger als eine halbe Stunde auf die Hilfe russischer Biker warten wuerden - selbst in Kamtschatka haben uns die Jungs schon angemeldet !

Wenn alles klappt, werden wir am Mittwoch hoffentlich die Bikes nach Seoul in Suedkorea fliegen, von wo aus wir dann hoffentlich mit der Hilfe von Wendy Choi im Laufe der Woche nach Alaska uebersetzen werden - zur Zeit ist alles noch im Fluss, morgen werden die Entscheidungen fallen und sobald wir neues wissen, werden wir es berichten. Mir geht es deutlich besser, Helm und sonstige Schaeden sind ersetzbar und heute abend machen wir eine kleine Geburtstagsfeier.

Vielleicht kann ja mal ein unterbeschaeftigter Statistiker ausrechnen, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist , von einem Baum auf dem Bike getroffen zu werden im Verhaeltnis zu einem Lotto-Sechser ?




Was wir aber jetzt bereits sicher wissen - wir haben zwischen
Kemerobo und Vladivostok die fantastischsten Menschen
mit den groessten Herzen der Welt kennenlernen duerfen -






THANK YOU - SPASIBA
ALL OUR

RUSSIAN FRIENDS AND HELPING ANGELS !
YOU ARE WONDERFUL PEOPLE !







Und wir wuenschen Russland, dass es diese Menschen
und Ihr Herz niemals verliert !






Zutiefst dankbar


(auch fuer alle Euren lieben und guten Wuensche aus Deutschland und der Welt)






Hombre und ganz besonders BABA











Lebensretter Held Takato


Montag, 14 Juli - Dienstag 15. Juli 2008 - Mit den Iron Tigers Richtung Vladivostok - wir koennen den Pazifik riechen !

Der wunderbare Wahnsinn mit den russischen Bikern ist wie die unendliche Geschichte.
Kaum schliessen wir das Kapitel Chabarowsk mit den Iron Tigers um Mike, Vatia, Hans ("GANS") und alle anderen aus dieser wunderbaren Truppe,
so oeffnet sich die naechste Tuer, von der wir noch nichts ahnen, als wir uns morgens von unserer Stadteskorte verabschieden.
Groesstenteils gute Strassen mit einzelnen, teils verschlammten Schotterpassagen lassen uns trotz unserer "wie-immer-Gruess-Gott-Gewitterwolke" gut gelaunt Richtung Danireczinsk rollen - immer schoen langsam und kontrolliert, an Babas Kettenrad sind bereits die meisten Zaehne abgebrochen und das ganze hat mehr mit einem Solinger Wellenschliff als mit einem Zahnrad gemeinsam. Die Ritzel koennten wir jetzt wohl ersetzen, vom dermassen ploetzlichen "Tod eines Kettenrads" war nicht auszugehen (waer das nicht fast ein Buchtitel a la Arthur Miller).
Als wir gearade die Stadtgrenze erreichen und uns auf einen Cafe zusammensetzen, was wir weiter tun wollen, faehrt schon Igor, einer der lokalen "IRON TIGERS" auf seinem Chopper vor und laedt uns direkt zu sich und seiner Familie in sein Haus ein.
Wir verbringen den Abend in seinem wunderschoen gelegenen und stilvoll eingerichteten Haus mit einem selbstgejagten Hirschschaschlik, Baerenfleisch und rotem Kaviar zum Fruehstueck mit Igors Freunden, Nachbarn und seiner wunderbaren Familie.
Wieder wird ein neues Kapitel russischer Gastfreundschaft geschrieben, und wieder wissen wir nicht wirklich zu antworten. Am morgen besichtigen wir noch Igors Firma, bevor wir unter einem froehlichen Hupkonzert weiter Richtung Vladivostok aufbrechen.

Es regnet und wird zunehmend stuermischer und ungemuetlich auf den Bikes. Wir haben unsere kompletten Regenklamotten angelegt. Wir mahnen uns gegenseitig uber Funk zur Vorsicht, da der Wind immer boeiger wird - gleichzeitig zwingen uns unsere Ritzel und Kettenraeder zusammen mit den immer wieder aus dem Nichts auftauchenden Schlagloechern und kurzen Schlammpisten zu langsamer, konzentrierter und vorsichtiger Fahrt.

Unsere letzten 500 km bis zum Pazifik liegen vor uns - wir konnten nicht ahnen, das es Kilometer fuer die Motorradgeschichte werden sollten.

Mehr im naechsten Blog !

Dranbleiben - Es lohnt sich !!

Hombre und BABA

Samstag, 19. Juli 2008

Mittwoch , 9. Juli bis Sonntag 13. Juli " Does iss die loengste und boeschiisoenstoe Stroassn, die woas I auf doera goanza groassn Woeld gfoan bin " .



Obiges Zitat im herrlichen Wienerisch laesst Felix Bergmeister spontan heraus, als wir ihn auf dem halben Weg der Strecke von Tschita nach Chabarowsk bei stroemendem Regen auf seiner BMW 800 GS treffen. Seit fast 2 Jahren ist er unterwegs und kennt die Pisten dieser Welt, wie auch wir etliche davon in der Vergangenheit unter die Raeder genommen haben.
Mehr Infos von Felix unter http://felix-bergmeister.at/

Tschita- Chabarowsk ist ein Mythos, sie zu beschreiben geht kaum passender , als Felix es oben getan hat. Wie anders haette er sich wohl noch geauessert, wen er gewusst haette, wie lange es noch so und vor allem noch schlimmer weitergeht !?

Wir sind fast 5 Tage unterwegs, bis wir Sonntags spaetabends in Chabarowsk ankommen.
Auf dem Weg dorthin, erleben wir fast alles, was "Strassen" schwierig und gefaehrlich macht - im Guiness-Buch muss die Piste als mit fast 2000 km laengste und uebelste Baustelle der Welt irgendwo zu finden sein.
Am Anfang beginnt die Strecke erstmal zum Eingewohnen mit einer Art Panzeruebungsgelaende, welches aber nach kurzer Zeit von einer verfuehrerisch lauschigen Teerstrasse abgeloest wird. Schon kurz darauf macht die Piste aber ernst!

Das wir die Strecke Richtung Osten fahren hat 2 wesentliche Vorteile.
Uns entgegen kommen in grosser Anzahl Autoschieber und Transporter mit japanischen PKWs, die als junge Gebrauchte auf dem russischen MArkt sehr begehrt sind. Ihre Fahrer sind meist allesamt juengere Russen, die sich diese Gewalt-Tour fuer eben diese Gewinnspannen regelmaessig geben, und jeder auf dieser Strasse hilft dem anderen, wenn er liegen bleibt.
Die Jungs schlafen die komplette Tour groesstenteils auf den Sitzen, sind dabei aber total freundliche und nett neugierige Zeitgenossen, die immer Musse fuer ein kurzes Gespraech ueber woher und wohin haben. Dass wir freiwillig auf dieser Route unterwegs sind, verschafft uns viel Respekt und Anerkennung bei ihnen, und wir werden langsam zum Teil dieser Strassencommunity.
Da wir nach Osten fahren, versinken wir "nur wenige Minuten" in den Kilometerlangen undurchsichtigen Staubfahnen, die die Autokarawanen und LKWs hinter sich herziehen. Der Staub ist wie ein komplett undurchsichtiger Nebel und dringt in Kombination mit schwarz-dichtem Dieselruss in jede kleinste Ritze vor.
Wir sind froh, unsere Luftfilter frisch geoelt zu haben , so dass uns nur die Augen permanent brennen. Wuerden die Transporte in unserer Richtung rollen, wuerden wir viele Stunden mehr in diesen Staubfahnen verbringen muessen.
Der zweite Vorteil unserer Ostrichtung ist, dasss wir notfalls einen der wenigen leer zurueck nach Vladivostok fahrenden Taransporter bitten koennten, unsere Bikes mitzunehmen, falls unserer Ritzel doch uebermaessig frueh den Geist aufgeben sollten.
Babas Kettenoeler quittiert die Piste trotz Schaumstoffummantelung nach 2 Tagen mit gebrochenem Gehaeuse und faellt leider aus. Dadurch koennen wir den Kettenoeler nicht mehr aufdrehen, um den Sand und Dreck aus der Kette schleudern zu lassen, der im Restfett der Kette haengenbleibt.
War bisher Hombres Ritzel das Problem, so setzt jetzt parallel dazu ein massiver und rapider Zahnausfall an Babas Kettenrad ein.
Verschoent wird das ganze Szenario durch eine Strasse, die in regem Wechsel alles bietet, wovor Bikern graut :
  • Tiefer Spurrillensand wechselt mit schlammigen Wasserdurchfahrten, unberechenbar tiefe Schlagloecher werden noch unberechenbarer, als es am zweiten Tag anfaeng zu schuetten.
  • Teilweise sehr grosse spitze Reifenschlitzersteine wechseln mit tiefen, losen Geroellfeldern
  • Spurrinnen von teils 40 cm Tiefe im ehemaligen Restasphalt wechseln sich mit fluessigen Teerbereichen, die die durchaus aktiven Strassenbauer neu aufgebracht haben, bis einnem der lose Teer wieder ins voellig verdreckte Visier fliegt.
  • Wellblechpisten koenen anders als in Afrika nie mit Highspeed ausgefahren werden, da immer wieder tiefe Loecher in den durch die extreme Kaelte aufgefrorenen ehemals geteerten Bereichen das Wellblech unterbrechen - hier mit 100 hineinzufahren ware der sichere Sturz und Tod der Gabel.
  • Viele Passagen werden durch Schlamm, Sand und Schotter extrem schluepfrig und glatt, jeder Meter der Piste verlangt komplette Konzentration, viele Passagen sind nur noch im Schritt fahrbar, ohne die Maschinen komplett zu schrotten.
  • Getoppt wird das ganze dann in den Pausen und selbst beim Fahren durch die ueblichen Mosquitoangriffe - aber auch hier gibts ein neues Highlight ! Diese Moerderbremsen werden jetzt unuebertrieben 4 cm gross und fliegen bei 80 km/h hinten auf unseren Jacken mit, um dann beim naechsten Stop blitzartig zuzuschlagen. Das die Biester dazu noch rasend schnell sind, macht es nicht wirklich einfacher.
Wir zelten unterwegs und haben laengst alle Gedanken an Woelfe oder Baeren verdraengt, in Anbetracht dessen, was diese Piste zu bieten hat. Trotzdem ist es, als ob man in die Familie dieser Pistenfahrer langsam integriert wird, je weiter man kommt - und umso groesser wird der Respekt der den Bikern entgegengebracht wird.
Wir treffen mehrere Leidensgenossen auf dem Weg : Als Baba gerade mit Hombres erstem Platten unterwegs zum Reifenflicker ist ( endlich wissen wir auch , was die Schilder "Schinomontasch" bedeuten ), treffen wir auf dem Weg einen russischen Biker mit Freundin auf einem kleineren Chopper - seine bisherige Bilanz : 2 Platten, eine gerissene Kette und ein massiv oelendes Federbein stimmt uns nur bedingt optimistisch.
Dafuer ist Hombres Platten mit 34 km Anfahrt incl. Reparatur in rekordverdaechtigen 45 Minuten zurueck - eine scharfe Metallplatte hatte sich in durch die superstabile Karkasse unseres Conti in den Schlauch gearbeitet- das konnte kein Reifen der Welt abhalten. Mit unserem Ersatzschlauch ist das ganze schnell repariert, der Reifenpilot von Hein Gericke hatte uebrigens komplett versagt , obwohl neu gekauft.
Was dagegen die Ausruestungen bis hierher ausgehalten haben ist schon sagenhaft : Allen voran Conti und WP , aber eben auch Baehr-Funkanlagen, die Heldklamotten, unsere Helme und Stiefel, die Touratech-Teile und hier speziell die Traeger,die Spanngurte und schlafsaecke von Daerr, die Kettenoeler und auch die Pentax-Kameras und unsere Ortlieb-Taschen! Es ist kaum zu glauben, dass das alles noch funktioniert !

Als naechstes treffen wir Jim Balz auf seiner 1150 GS Adventure, einen sehr lieben und interessanten Amerikaner. Jim ist US-Army-Chirurg im Ruhestand, arbeitet noch fuer Aerzte ohne Grenzen und hatte chirurgischen Dienst auf dem US-Flugzeugtraeger , von dem der unselige zweite Irak-Krieg gestartet wurde - nicht ohne dass er seine kritische Meinung darueber anschliessend seinem Praesidenten George Bush und Condoleeza Rice beim anschliessenden Truppenbesuch der Obrigkeit beim Captains Dinner mitgeteillt haette - leider hat auch er nichts an der Geschichte aendern koennen.
Nach Felix treffen wir noch Marian und Wadna aus Tschechei und Slovakei auf ihren 1200 GS Adventure-Bikes, und lauschen gespannt Marians News aus Alaska, von wo er gerade ueber Suedkorea eingeflogen ist. Bisher haben wir noch keine Bestaetigung fuer unseren Flug mit Vladivostok Air und werden etwas unruhig, ob der Preise, die Marian uns nennt. Mehr von ihm unter http://www.footprint2008.com

Asl Mindestausruestung fuer diese Piste sind Ersatzschlaeuche und Flickzeug zu empfehlen, die Reifenmontage koennt ihr getrost den zahlreichen Profis am Strassenrand ueberlassen, die es besser und schneller koennen und sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen.

Als wir am Abend des fuenften Tages im Regen in Chabarowsk ankommen, trauen wir unseren Augen nicht.
Waehrend wir in einer Tankstelle anhalten, um zu beraten, wie es weitergeht, bildet sich in kuerzester Zeit ein Empfangskommitee aus 10 Bikern der Iron Tigers in Chabarowsk.
Nicht nur, dass uns die Jungs unsere ersehnten Ritzel als DHL-Paket in die Hand druecken (Nocheinmal ganz herzlichen Dank an Shem, Irina, Nikolay, Julya und Frau Wagner vom ADAC Deutschland - den wir Euch hiermit nocheinmal sehr ans Herz legen wollen - der Service ist Spitze) -

Nein - sie eskortieren uns zuerst in eine Unterkunft, machen anschliessend ein Stadtrundfahrt mit uns und geben keine Ruhe, bis sie ein offenen Restaurant fuer uns gefunden haben, wo wir gemeinsam noch feiern koennen.

Das sie am naechsten Morgen noch Babas eingezogene Kreditkarte aus dem russischen Bancomat zaubern ( Achtung - nach 20 sec ohne Eingabe erfolgt automatisch der Einzug, und die russische Warnung war leider nur schwer lesbar fuer unsereinen) und uns bis zum Stadtrand eskortieren, um uns den Weg zu zeigen, ist nicht nur unglaublich, sondern wie ein Maerchen aus dem Bikerhimmel !



Wir duerfen die wunderbarsten Menschen auf einer Reise treffen, auf der uns so viele vor eben diesen Menschen gewarnt hatten. Mafia, Korruption, Mord und Totschlag, Betrunkene an jedem Eck - wie duester wsren die Bilder, die man uns von diesen Menschen gezeichnet hat .

Mein alter Geografielehrer hatte uns nicht zu unrecht einen Satz gelehrt :
"Wer seine Heimat nicht kennt, hat keinen Masstab fuer fremde Laender."
Wir moechten diesen Satz mittlerweile ergaenzen :
"Wer fremde Laender nicht kennt, sollte seine Heimat nicht zum Masstab machen."

Wer das Glueck erleben darf, diese Menschen in Sibirien und im fernen Osten zu treffen, der wird es als Glueck erkennen.

MAKTUB - Folge den Zeichen !

Gute Nacht fuer heute - und schon an dieser Stelle im voraus : Der naechste Blog wird es richtig in sich haben, kann evtl. aber wieder ein paar Tage dauern.

Hombre und BABA

Donnerstag, 17. Juli 2008

Montag 7. Juli - Dienstag, 8.7.2008 
Ulan Ude - Tschita - von freundlichen Menschen,schmelzendem Asphalt, Unwettern und chinesischen Hühnerärschen :-)

Die 500km von Ulan Ude nach Tschita wären schnell erzählt, wenn da nicht doch wieder einige Highlights gewesen wären.
Wir fahren über teils wunderschöne Hügel- und Flußlandschaften mit richtig Spaß Richtung Tschita, aber immer mit sehr vorsichtiger Gashand, um unsere Ritzel zu schonen - uebernachtet wird nach dem ueblichen Moskitogefecht in einem wunderschoenen kleinen Birkenhai mit Blick auu einige kleinere Seen. Der naechste Fahrtag fuehrt uns ans Etappenziel in Tschita.
Hier planen wir einen gründlichen check der bikes, bevor wir auf die rund 2000 km lange Mörderpiste bis Chabarowsk gehen müssen, von wo die letzten 600 km nach SuedSuedosten bis Vladivostok anstehen.
Es ist fast nicht zu glauben, aber wieder einmal verzaubern unsere russichen Gastgeber den Tag durch eine unglaubliche Hilfsbereitschaft!
Als wir auf der Suche nach Öl zum schmieren unserer Luftfilter zunächst vergeblich in einem der Autozubehörläden nachfragen, fängt einer der Angestellten erst an, befreundete biker und Läden anzurufen, um dann mal eben mitten in der Arbeitszeit und im dicksten und bullenheissen Berufsverkehr von Tschita anderthalb Stunden mit uns durch die Stadtzu fahren, bis wir unser passendes Öl haben. Das er anschliessend noch ein Hotel für uns sucht, läßt uns wiedereinmal halb sprachlos und halb beschämt zurück.
Kaum haben wir die Bikes geparkt, staunen wir nicht schlecht, als innerhalb weniger Minuten beide Ständer und beide Vorderräder spontan und bedrohlich tief beginnen, im sonnenerweichten Asphalt zu versinken. Manche Riesenschlaglöcher der letzten Monate finden in eben dieser Asphaltqualität ihre Erklärung !
Vor einem bereits wider heranziehenden Unwetter schaffen wir es gerade noch in Trockenen, den Pistenservice an den Bikes komplett zu machen. Nachziehen aller Schrauben, Reinigen und Neuölen der Luftfilter, Öl-, Ketten- und Fahrwerks-Check, Reifen, Speichen, Koffer und vieles mehr gehört dazu. Wichtig ist vor allem die Kontrolle der defekten Ritzel. Können sie die nächsten 2500 km überhaupt schaffen oder sollen wir die bikes direkt auf die transsibirische Eisenbahn verladen. Das wäre hier zwar mit einigem Aufwand, aber immerhin überhaupt noch möglich.
Die Kettenräder sehen noch recht ordentlich aus, die Ritzel selbst haben sich in den letzten zwei Tagen nicht deutlich verschlechtert. Gleichzeitig haben wir über den adac-plus- Schutzbrief aus Zollgründen nur 2 neue Ritzel ohne sonstige Kettensätze nach chabarowsk bestellt. Sollten wir doch auf der Strecke liegenbleiben, könnten wir per Lkw die bikes bis chabarowsk verladen und die Ritzel dort montieren. Blieben aber die kompletten Sätze im Zoll hängen, würde es Wochen und sehr viel Geld kosten, unsere Teile zu bekommen.
Wir entscheiden uns nach Abwägen aller Risiken dafür, die Strecke morgen früh in Angriff zu nehmen- eine Strecke, von der jeder, der sie einmal selbst gefahren ist, nur immer das gleiche sagt :
"VERY VERY BAD ROAD !"
Das wir dann am abend beim Chinesen noch ein echtes Schmankerl bekommen sollten, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu ahnen. Nachdem weder die Bedienung noch wir im China-Russisch-Mix wirklich weitergekommen waren,hatten wir dann wie so oft irgendwann einfach ja zu etwas gesagt:-)- bisher hatte das auch meist gut geklappt- die heute ankommende Ladung superfetter Hühnerärsche war dann aber doch auf der anderen Seite des guten Geschmacks für uns.
Als sich dann in der Nacht alle Himmelsschleusen mit einem massiven Unwetter über Tschita und der vor uns liegenden Piste öffnen, sind die Sorgenfalten auf unserer Stirn nocheinmal größer geworden,
War wird uns morgen auf dieser Piste wirklich erwarten? Werden die Ritzel halten? Noch vielmehr, wenn die Piste verschlammt und der ganze Schlamm sich in die Ketten setzt ?
Egal wie, drückt uns bitte die Daumen- wir werden es berichten !
Gute Nacht von Hombre und BABA :-)

Freitag, 11. Juli 2008

Samstag 4. Juli bis Montag, 6. Juli- Donnerwetter, Tempel und Skorbut an Hombres Ritzel - Out of Mongolia !

Wie so oft sollte auch der Samstag nicht ohne neue Überraschung bleiben. Auf unserem Weg in den Nordwesten nach Morun fahren wir durch wunderschöne und satt grüne Hügellandschaft vorbei an den gemischten Viehherden der Mongolen mit Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen und Yaks, als an Hombres Dakar plötzlich ein lautes Knacken die Idylle stört.
Wir stoppen und suchen die Ursache- als wir die Ritzelabdeckung von Hombres Bike abschrauben, sind wir ersteinmal geschockt -



das bei der letzten Kontrolle noch völlig intakte Ritzel hat massiven Zahnschwund und pfeift buchstäblich aus dem vorletzten Loch- mag man "steile Zähne" an anderer Stelle noch ganz nett finden- wir haben noch über 3000 km Pisten und über 6000 km bis Vladivostok vor uns.
Ab jetzt haben wir ein neues Problem zu lösen.
Wir überlegen gemeinsam was zu tun ist, und entscheiden uns, die in der Mongolei geplanten 1200 km Piste zu canceln. Wir müssen den Weg nach Vladivostok schaffen, und genau diese 1200 km könnten uns am Ende fehlen.
Wieder schweren Herzens drehen wir um, zurück Richtung russische Grenze. Als Tageshighligt beschließt dann "unsere Standardnachmittagsgewitterwolke" mal so richtig zu zeigen, was sie kann und brennt eben mal schnell das Unwetterprogramm über uns ab.
Wir flüchten in den nächsten Ort und sind nicht wenig überrascht, Hervée und Irène (www.develotour.fr ) wiederzutreffen. Die beiden sind von China mit dem Rad in die Mongolei und weiter unterwegs. Wir hatten sie an unserem ersten Mongolei-Tag an der Strasse getroffen- jetzt ist das Hallo groß und wir verbringen den Abend gemeinsam mit den beiden- bei Fruchtsaft wegen der noch andauernden Alkoholverbots im Land. Das dann in der Nacht die Alarmanlage unserer Bikes von betrunkenen Mongolen ausgelöst werden soll hier nur eine Randnotiz der Geschichte sein :-).

Sonntag, 5. Juli - as???
Gerade mal 60 km sind wir unterwegs, als wir uns einem kleinen Café am Rand der Strasse zwei schwer bepackte KTM stehen sehen. Roman und Philipp aus Prag haben ihre Ktms mit dem Zug bis Irkutsk verladen und sind nach 6000 Gobi-Offroad-km auf dem Weg zurück nach Irkutsk. Als wir sie treffen, kommen sie gerade aus A??,0 zurück,einer der wenigen von den Kommunisten seinerzeit verschonten buddhistischen Tempelanlagen.
Wider einmal besiegt unsere Neugier auf das Land und seine Menschen unsere Zweifel, ob das Ritzel halten wird.
Wir geniessen die siebzig Kilometer Pisten und trockene Dirtroad ohne uns vorstellen zu wollen, wie die Strecke bei Regen aussehen wird.
Wir durchqueren kleinere Flüsse und Gewässer, tief genug immerhin, daß sich ein eine mongolische Familie mit ihrem Auto darin festfährt - mit vielen schiebenden Helfern wird die Fuhre unter fröhlichem Gejohle wieder flottgemacht.
Die Tempelanlage selbst verzauc uns mit der dem Buddhismus immer innewohnenden Friedfertigkeit, die so garnicht zu den Ereignissen der letzten Tage passen will.
Als sich von oben neues Regenunheil ankündigt treten wir den geordneten Rückzug an, solange Piste und Flüsse noch passierbar sind.
Wir verbringen unsere letzte mongolische Nacht mit dem zufriedenen Gefühl eines zwar kurzen, dafür aber umso intensiveren Mongoleiaufenthaltes.

Montag, 7. juli
Die mongolische Grenze wird nochmal kurz zum richtigen Bikertreff, als wir in der 2-stundenwarteschlange nicht nur Roman und Philipp wiedertreffen, sondern auch noch Kamil aus Polen, der mit seiner Freundin auf einer African Twin von Hongkong aus in einem Jahr um die Welt nach Polen fährt- good luck guys !

Der anschließende fast dreistündige mongolische Versuch, die Ausreise nocheinmal besonders kompliziert zu machen gelingt prächtig. Nicht nur die Mittagspause oder das ständige Verwechseln mit polnischen und tschechischen Pässen helfen intensiv dazu, sondern auch die fantastische Wahnidee eines Grenzers, von unseren Pässen eine Fotokopie machen zu wollen- nur dumm, daß es an der ganzen Grenzstation keinen Kopierer gibt !?
Durch intensives Anwenden altbewährter abendländischer Körpersprachesignale stehen wir nach einer weiteren Stunde wieder mit unseren Pässen in Rußland- und irgendwie fühlt es sich für uns an, als ob wir "nach Hause" in unser Rußland zurückkommen.
Wir fahren bis spät abends und übernachten in Ulan Ude- ab morgen ist das Heading wieder OST- Vladivostok ist der Weg- Ankommen aus eigener Kraft unser Ziel !
Hombre (der mit der Kette knackt) und BABA (der noch der zweiten Zeitzone in drei Tagen garnicht mehr weiß, wie spät es ist und jetzt aufhört mit dem Daumenkino - Bilder zum Blog folgen, wenn wir wieder online sind )

Samstag, 5. Juli 2008

Freitag, 4. Juli - welcome back to Mongolia !

Wir "feiern" unseren Abschied aus der Mongolei mit Bettina, Ulf, Max und Helmut mit reichlich Tiger-Beer, das uns wegen des aktuellen Alkoholverbots im Land irgendwie an diesem Abend besonders gut schmeckt. Bettina und Ulf haben sich ein Jahr ausgeklinkt und sich in Morun im Norden ein Haus bauen lassen, das sie am nächsten Montag das erstemal sehen werden- umso spannender, als sie ALLES ! in Deutschland aufgegeben haben und in diesem Haus bei minus vierzig Grad den Winter überstehen müssen. Wir drücken den beiden die Daumen, daß alles klappt!
Max und Helmut sind ein Wiener Vater-Sohn-Gespann, die sich einfach in der Mongolei "zwa schinööòsische Motorradeln" gekauft haben, und damit für einige Wochen kreuz und quer durchs Land gefahren sind. Wir verbringen Stunden mit ihren Geschichten von Land und Leuten- Menschen, die wir gerne früher getroffen hätten. Überhaupt haben wir im "OASIS" richtige "Typen" getroffen- und Sybille und René haben hier nicht nur ein tolles Guesthouse für Reisende geschaffen, sondern auch ein engagiertes soziales Projekt. So haben die beiden ein Duschhaus für die einheimische Bevölkerung gebaut und eine Schreinerei gegründet, in der die Menschen eine anständig bezahlte Arbeit haben. Von allem ihren Mühen dabei zu erfahren laßt uns tief hinter die Klischees malerischer Reiterbilder aus der heilen Welt der mongolischen Steppe blicken.
Als wir uns am Morgen nach strömendem Regen in der Nacht in die Regenkombis zwängen und von allen herzlich verabschieden, sind wir nach der vierten unverletzten Durchquerung von Ulan Bator eigentlich auf dem Weg nach Norden zurück nach Sibirien. Erst 2 Tage später sollten wir aus den Nachrichten von heftigen Überschwemmungen in weiten Teilen der Landes mit 11 Toten erfahren. Wahrlich keine gute Woche für die Menschen hier.

Wenige Kilometer weiter reißt der Himmel plötzlich auf und mit jedem Meter Strecke wird das Wetter besser.
Zu stark ist unser Wunsch, mehr von den Menschen und der Mongolei selbst zu entdecken,und zu lange haben wir uns auf genau dieses Ziel gefreut, um es nicht doch noch ein letztes Mal zu probieren.

Wir beschliessen spontan, Richtung Huvskul-See im Nordwesten zu fahren- hin- und zurück "nur noch" 1200 km Pisten.
Die Fahrt nach Erdenet belohnt uns bereits mit traumhaften Landschaften. Sprit wird immer mehr zum Problem, nur noch einzelne Tankstellen haben mehr als 80 Oktan zu verkaufen.
Spät abends fahren wir in die Steppe hinaus und fragen bei einem Ger ( so heißen die mongolischen Jurten ), ob wir unser Zelt nebenan aufbauen dürfen.
Wiedereinmal beschämt uns die nahezu unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen auf dieser Reise.
Kaum steht unser Zelt, werden wir auch schon der ganzen Familie vorgestellt und ins Ger eingeladen.
Es gibt luftgetrockneten Käse und Kumis, die traditionelle vergorene Stutenmilch. Mit Händen, Füßen,etwas Russisch und viel Fantasie haben wir viel Spaß miteinander und erfahren so viel wie möglich von unseren gegenseitigen Leben,
Als wir später frei wie der Wind unter den Sternen der mongolischen Steppe inmitten freilaufender Pferde einschlafen, spüren und wissen wir, daß unsere Entscheidung für diesen Tag richtig war.

Hombre und BABA


Donnerstag, 3. Juli 2008

Donnerstag, 3. Juli 2008 Schlammschlacht um Dschinghis Khan

Was sich spannend anhoert, endet am Ende wo es begann : In Ulan Bator !

Hatten wir uns gestern entschieden, in den Westen auf den Spuren Dschinghis Khans in die alte Hauptstadt Kharakorum zu fahren, so eilte ploetzlich gestern abend gegen 22 Uhr die Meldung durch die Stadt, dass es keinen Sprit mehr geben soll.

Bei fast 2000 km Mongolei zurueck auf dem Weg nach Sibirien hatten wir das naechste Problem vor uns. Sofort auf zur naechsten Tankstelle und beide Bikes randvoll getankt. Fuer Hombres Bike immerhin 39 Liter Sprit weit vorne mit Schwerpunkt auf der Vorderachse.

Wir waren fuers erste beruhigt, bis wir morgens um 4 Uhr von stroemendem Regen in der Jurte geweckt wurden, der bis zur Abfahrt nicht aufhoeren sollte und schon die ganze Innenstadt von Ulan Bator geflutet hatte.

Die Unruhen waren nach Ausgangssperre und Alkoholverbot sichtbar weniger geworden, aber mehrere ausgebrannte grosse Gebaeude in der Innenstadt und die dort positionierten bewaffneten Militaers lassen die Heftigkeit des Geschehenen wieder vor unseren Augen aufleben. Die Fahrt durch den aggressiv-hektischen Innenstadt-Verkehr der Hauptstadt ueberstehen wir trotz Regens und atemberaubend schlechter Luft gottseidank wieder unbeschadet.

Die anschliessende Strassensuche hat wieder mal das Motto "Himmelsrichtung mal lesbare Staedte unserer Karte mal Entfernungsangaben auf aeusserst raren Strassenschildern" .

Bis Karakorum solle es angeblich eine geteerte Strasse geben - was wir finden ist eine ca 280 km lange Baustelle, die eine einzige Umfahrung der im Bau befindlichen Teerstrasse ist.
Die starken Regenfaelle der letzten Woche und von gestern abend haben das ganze Szenario in ein einziges Schlammbad verwandelt, knietiefe Wasserdurchfahrten geben sich die Hand mit tief verschlammten Spuren von LKWs und Baumaschinen.
UnsereVersuche, auf dem bereits fertig gestellten Teil der Piste auszuweichen werden unter eindeutiger "Money"-Gestik der ubiquitaeren mongolischen Polizei im Keim erstickt.
Hombres Vorderrad stellt sch mehrfach quer und permanent rutscht er trotz sehr guter Stollenreifen auf den schlammigen Flanken der tiefen Spurrillen weg, weil die Kiste einfach zu schwer ist durch unseren gebunkerten Sprit.
Das Risiko unterwegs ohne Benzin liegen zu bleiben ist bei der unklaren politischen und Versorgungslage andererseitswieder zu hoch, um ohne Ersatzsprit unterwegs zu sein.

Die Piste ist in diesem Zustand selbst mit Restrisiko fuer bepackte Enduros nicht mehr befahrbar - nach 47 km Schlammschlacht entschliessen wir uns zur Rueckkehr in unser "geliebtes" Ulan Bator.
Dort wollen wir die angekuendigte Wetterbesserung abwarten und morgen bei etwas abgetrockneter Piste einen erneuten Versuch starten - 1600 Km Piste liegen vor uns, wenn wir losfahren - es geht nur ohne Regen, und selbst dann ist es heftig!

Die dritte Ulan Bator-Durchquerung sollte eigentlich mit einer Tapferkeitsmedalle belohnt werden. Da wir diese nicht bekommen, waschen wir uns ersteinmal den Schlamm von den Klamotten und belohnen uns selbst mit einem Wiener Schnitzel a la Sybille und Renee .

Waehrend wir essen, faengt es draussen erneut an, aus Kuebeln zu giessen.
Ein perfekt Deutsch sprechender mongolischer Freund der beiden erzaehlt uns dann noch zusaetzlich, das es die naechsten 4 Wochen in der ganzen Mongolei keinen Sprit mit 92 oder 95 Oktan mehr geben soll- einzig 80 Oktan sei noch lieferbar- wir haben keine Ahnung, was unsere Bikes m\it dieser Bruehe noch fahren werden.

Wir fragen uns langsam was es ist, das unsere Reise in die Mongolei mit Gewalt zu verhindern versucht. Auch waehrend ich diese Zeilen tippe , oeffnet der Himmel seine Schleusen. Damit werden unsere geplanten Strecken unfahrbar. Wir treffen 2 Oesterreicher, die noch gestern dort unterwegs waren und in den Bergen bei trockenen Pisten gerade noch 20 km in der Stunde geschafft haben.

Aufstaende, unfahrbarer Schlamm, Regen ohne Ende , kein Benzin und ueber 1200 schlechte Piste allein in Sibireien zwischen Tschita und Vladivostok - unsere Entscheidung kann nur heissen :

Wir werden die Mongolei morgen zurueck Richtung Sibirien verlassen muessen !

Sehr traurig , aber im Wissen eine rationale Entscheidung getroffen zu haben. 17000 km liegen hinter uns - genausoviele aber noch vor uns !

Hombre und BABA (ab morgen Rekordhalter von Ulan-Bator-Durchquerungen :-) )

Mittwoch, 2. Juli 2008

Mittwoch, 2. Juni Welcome to Mongolia

Hallo an alle zuhause !!

Aus aktuellem Anlass ein Update zur momentanen Lage in der Mongolei.

In 4 Tagen, ueber einige teils haarstraeubend schlechte Pisten, sind wir ueber Krasnojarsk, Canck und Irkutsk zum Baijakalsee und von dort weiter nach Sueden an die mongolische Grenze gefahren. Die Blogs dazu folgen, sobald Zeit und Technik es wieder zulassen. Auch diese Tage waren voller fantastisch netter Menschen und interessanter Begegnungen und sollen im Blog nicht fehlen. Genausowenig wie mittlerweile fast 4 cm grosse "Killerbremsen", die unserem erklaerten Krieg gegen alles was summt und fliegt eine komplett neue Taktik abverlangen.

Wir sind seit 2 Tagen in der Mongolei, mit den Bikes und uns ist soweit alles ok, das neue WP-Federbein arbeitet prima und das Geraeusch im Motor ist bisher unveraendert.

"Welcome to Mongolia" ! Unser Empfang im Land an der Grenze zwischen Altanbulag und dem russischen Khiagt war ausgesprochen freundlich und bis in die Haupstatdt Ulan Bator wurden wir wir, wie auf der ganzen Reise, von freundlich winkenden und hupenden Menschen begruesst. Die Durchfahrung von Ulan Bator selbst ist ein eigenes Erlebnis, aber auch das haben wir erfolgreich und vor allem unverletzt hinter uns gebracht.

Was wir aber nicht wissen konnten war, dass die aufsteigenden Rauchwolken am Strassenrand der Friedensallee der Beginn gewalttaetiger Auseinandersetzungen mit bisher 4 Toten und ueber 100 Verletzten sein sollten. Das Hauptgebaeude der kommunistischen Partei war von Demonstranten der demokratischen Opposition gestuermt und in Brand gesetzt worden.Anlass dazu waren vermutete Wahlmanipulationen bei der vor 2 Tagen abgelaufenen Praesidentschaftswahl.
Die Unruhen sind in der Nacht weiter eskaliert, mehrere Gebaeude und Autos wurden in Brand gesteckt und Geschaefte teilweise gepluendert. Mittlerweile ist ein 4 taegiger Ausnahmezustand im Land verhaengt , zusaetzlich dazu eine Alkohol und Ausgangssperre im Zentrum von Ulan Bator. Die Innenstadt ist derzeit von Polizei und Militaer abgeriegelt. Die Friedensallee, auf der wir zuvor in die Stadt gefahren waren, wurde kurz darauf gesperrt.

mehr Infos dazu unter anderem hier:

Glueck fuer uns war dabei, dass wir noch im OASIS-Guesthouse von Sybille und Renee gelandet sind . Die beiden leben seit 13 Jahren in der Mongolei und kennen sich sehr gut aus-Ihre Einschaetzung der Lage ist fuer uns extrem wertvoll, zumal sie beide die Situation als ernst, aber nicht als gefaehrlich einstufen. Wir sind in ihrem Guesthouse in einem GER, einer mongolischen Jurte am Stadtrand weit genug entfernt vom Zentrum der Unruhen untergebracht, die sich heute nach aller Einschaetzung bereits wieder beruhigt haben sollen. Nach intensiver Beratung mit Renee und Sybille haben wir uns entschieden, morgen in die Berge im Westen zu fahren, um dort die weitere Entwicklung abzuwarten. Notfalls koennen wir von dort auf kleinen Strassen zurueck in den Norden zur russischen Grenze bei Kjaght fahren, ohne durch Ulan Bator zu muessen.
Also bitte keine Sorge um uns, auch wenn wir uns zur Zeit nicht ueber sms und Handy melden koennen, da die mongolischen Netzbetreiber aus technischen Gruenden keine Verbindung zulassen. Wir haben heute eine monglische SIM-Card gekauft und werden versuchen, wenigstens ein Notfall-Telefon zum Laufen zu bringen , das Ganze ist aber irgendwie mit dem"Cracken" der deutschen Handys verbunden , und wir wissen nicht, ob und wie es funktionieren kann !

Die Mongolei selbst ist ein fantastisch schoenes, aber auch sehr, sehr schwieriges Land, wie wir in den superinteressanten Gespraechen mit den Sybille, Renee und Renees Bruder Dietmar erfahren, der gerade mit den beiden das zweite Haus baut. Ihre Geschichten haben uns heute den ganzen Tag gefesselt und uns vielmehr von diesem Land naehergebracht als jeder Reisefuehrer. Renee selbst ist Biker mit Herz und Seele, und fuer Motorradfahrer, aber nicht nur fuer diese, ist das Oasis-Guesthoese in Ulan Bator fast schon ein Muss.
Auch wenn es heir unruhig zugeht - Die Lage wird sich nach aller Einschaetzung wieder beruhigen, und die Mongolei ist sicher einer der schoensten und interessantesten Flecken Erde, die man bereisen kann.
Wie wir hier leben ( richtig gut, mit Gulasch, Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn zum Nachtisch - ja , wir geben es zu , nach 2 Monaten einheimischer und eigener "Kueche" ist es herrlich, mal wieder "wie bei Muttern" zu essen) koennt ihr Euch unter http://intergam-oasis.com/ anschauen - eine wirkliche kleine Oase von 2 Menschen mit einem SEHR grossen Herzen fuer die Mongolei !

NO WORRIES !!! Wir berichten weiter , sobald wie es wieder geht !

Hombre und BABA
"Crazy German Bikers mit dem Haendchen fuer aussergewoenliche Situationen"